Mein Heimatdorf Nisi

Januar 20, 2023

„..Nisi” ist eine Reise zurück zu dem Ort meiner
Kindheit. Es ist ein kleines Dorf, das in Norden von Griechenland in der Region Zentral-Mazedonien liegt. Laut Volkszählung vom Jahr 2011 leben dort 385 Menschen.
„Nisi”bedeuten ins Deutsche übersetzt „,Insel” Der Ursprung dieses Namens ist umstritten, manche erzählen, dass es so heißt, weil es von Wasser umgeben war und die anderen erzählen, dass es vom altgriechischen Wort „Nissa” [nisa] abgeleitet wird, was „Ente” bedeutet, weil es früher in dem
Gebiet sehr viele Enten gab. Laut beider Aussagen kann man es meiner Meinung nach kombinieren, Wo kein Wasser da auch keine Enten. In Nisi habe ich bis zum meinem achten Lebensjahr bei meinen Großeltern gelebt.

Dort ging ich zum Kindergarten und bis zur zweiten Klasse in die Schule. Da im Dorf jeder jeden kennt, war es kein Problem sich ohne Aufsicht draußen aufzuhalten. Durch das Fangen und Verstecken spielen, kannte ich jede Ecke Im Dorf. 1987 zogen meine Eltern nach Deutschland, um Arbeit zu finden, mein jüngerer Bruder und ich blieben bei meinen Großeltern. 1990 entschieden sich meine Eltern, uns nach Deutschland zu holen. Ab diesem Zeitpunkt war das Dorf für mich 2100km weit weg, die Straßen auf den ich gespielt habe, die Häuser, die Menschen, meine Freiheit. In Deutschland ebenfalls in einem „, kleinen Ort” namens Verl, konnte ich nicht einfach so nach der Schule durchs ganze
Dorf laufen, fangen oder Verstecken spielen. Ich kannte weder den Ort noch die Sprache
noch überhaupt jemanden. Abgesehen davon gab es viele Straßen und Gefahren für Kinder.
Das war in meinem Dorf nicht. Fast jedes Jahr in den Sommerferien ermöglichten uns meine

Eltern den Urlaub dort. Ich genoss es durch Nisi zu laufen und frei zu sein. Ich fühlte mich dort am
Richtigen Ort. Jedes Jahr im Sommer bemerkte ich, dass seit meinem letzten Aufenthalt sich
das Dorf veränderte. Ich hatte den Eindruck, dass es immer leerer wurde. Viele Menschen
verließen Nisi, da es dort nicht viel Arbeit gab, die einzige Arbeit ist auf den Plantagen, was
die Haupteinnahmequelle ist. Als große Familie mit drei Generationen in einem Haus reicht
das Geld von einer Sommerernte nicht aus.

Viele ältere Dorfbewohner, die ich kannte, verstarben. Die Häuser in der Nachbarschaft
blieben leer. Von Jahr zu Jahr wurde es leiser. Die Geburtenrate nahm ab. Erst wurde
der Kindergarten geschlossen und dann die Schule. Als ich das letzte Mal, da gewesen bin
(Januar 2009), hatte bereits einer von zwei Kioske geschlossen. Als ich 2010 das Fotodesign
Studium begann und meine Sichtweise weiter sensibilisiert wurde, war es mein Wunsch, wieder nach Nisi zu reisen und den .Ist” Zustand festzuhalten, bevor sich weiter etwas verändert.
Bei meinem aktuellen Besuch (Dezember 2012) habe ich mich ausschließlich mit dem
Ort auseinandergesetzt, den Straßen, Häuser, Innenräume, alles das, was ich aus meiner Kindheit kannte. Doch ich habe keine Freiheit mehr gespürt, ich fühlte mich eher eingesperrt, obwohl ich wusste, dass ich bald wieder weg bin. Ich habe kaum Menschen auf der Straße getroffen. Keine Kinder draußen
spielen sehen. Ich war in einem Ort. Indem ich mich so gut auskannte, plötzlich fremd.


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